Als dritte und letzte Möglichkeit dieser Reihe, in der ich mich mit dem Einsatz von Twitter bei der interkulturellen Weiterbildung beschäftige, möchte ich über den Einsatz von Twitter bei Konferenzen oder eventuell auch bei größeren Seminaren und Trainings, also über die Twitterwall sprechen.
Mittlerweile ist dies ein recht üblicher Einsatz von Twitter bei größeren Konferenzen oder Vorträgen, besonders bei Internetthemen, beispielsweise bei der re:publica.
Dabei werden einfach die zu einem bestimmten hashtag versendeten Tweets öffentlich gemacht, das heißt, beispielsweise an die Präsentationswand projiziert. Einige weitergehende Erklärungen finden sich bei wikipedia. Für die Erstellung einer Twitterwall gibt es eine Reihe von Anbietern, beispielsweise twitterwallr.com.
Als Beispiel für eine Twitterwall habe ich etwas aus der Politik genommen: Hansjörg Schmidt, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, stellt die Anwendung mit einer kurzen Reflexion über den Sinn der Twitterwall auf seiner Webseite vor. Auf dem Bild auf seiner Webseite erkennt man die im Hintergrund der Podiumsdiskussion einlaufenden Tweets.
Die Idee ist, dass so direkt Rückmeldungen aus dem Publikum aufgegriffen werden können. Ebenso kann die Stimmung im Raum durch die Twitterwall den Präsentatoren deutlich vermittelt werden.
Bei einer anderen Gelegenheit wurden erst durch die Twitterwall dem Vortragenden die Themen durchgegeben, für die sich die Zuhörer interessierten – natürlich im Rahmen eines bestimmten Themenfelds. Im Blog von Christian Spannagel, Professor an der PH Heidelberg, bin ich auf diese Idee gestoßen. Er schreibt auch über seine Erfahrungen mit diesem Vorgehen.
Diese Idee finde ich klasse, und ich hätte ebenfalls einmal Lust, einen solchen “Improvortrag” zu halten. Auch in klassischen interkulturellen Weiterbildungsmaßnahmen wie Trainings und Seminaren mit einer etwas größeren Teilnehmerzahl, könnte ich mir den Einsatz einer Twitterwall ganz spannend vorstellen. Allerdings mit nur einem recht geringen Mehrwert, hält dort doch niemand die Teilnehmer davon ab, sich einfach zu melden und Fragen zu stellen.
Bei interkulturellen Konferenzen, wie beispielsweise dem SIETAR (Society for Intercultural Education, Training and Research) Deutschland Forum im September 2012, könnnte so eine Twitterwall sicherlich ebenfalls eine Bereicherung sein. Gespannt wäre ich darauf, wie stark sie genutzt wird. Beim letzten SIETAR Europe Congress in Krakau/Polen mit fast 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war die Zahl der Personen, die getwittert haben, mit weniger als zehn sehr überschaubar. Eine Twitterwall hätte also recht unbelebt ausgesehen – obwohl das Motto des Kongresses “Interculturalism Ahead: Transition to a Virtual World?” gelautet hat.
Ein weiterer Punkt ist der, dass das Twittern während eines Vortrags oder gar eines Trainings sehr stark von den sonstigen Inhalten ablenkt – zumindest ist dies meine Erfahrung. Ich bin dann zwar beschäftigter, bekomme jedoch weniger mit und erreiche auch nicht die inhaltliche Tiefe im Vergleich zu einer konzentrierten Auseinandersetzung mit den Präsentationsinhalten. Aber vielleicht ist dies nur mein persönliches Problem und vielen anderen geht es anders.
Insgesamt muss ich also zu dem Ergebnis kommen, dass ein wirklicher Mehrwert durch Twitter – zumindest im Bereich interkultureller Kompetenzerweiterung – kaum gegeben ist. Man wird also diesbezüglich durch Twitter kaum dabei unterstützt, international erfolgreicher zu sein.
Aber ich nehme an, es gibt eine Vielzahl von Twitterfans, die das sicherlich anders sehen oder die noch ganz andere Ideen für den Einsatz von Twitter im Bereich interkultureller Kompetenzentwicklung haben. Was meinen die zu meinem Ergebnis?
Ich freue mich auf Ihre Kommentare.
Mit freundlichen Grüßen
Steffen Henkel
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